Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann    

Weltmeister RC Höchst verteidigt EM-Titel

Es war der Dauerbrenner auf höchstem Niveau: 42 Minuten Weltmeister RC Höchst II (Patrick Schnetzer – Markus Bröll) gegen Vize-Weltmeister und World-Cup-Gesamtsieger RS Altdorf (Dominik Planzer – Roman Schneider). Am Ende siegte wie im Vorjahr der amtierende Weltmeister RC Höchst II dank eines 5:4-Erfolgs nach Verlängerung und konnte sich erneut die blau-weißen EM-Trikots überstreifen lassen.

Etwas im Schatten dieser beiden Teams aus Österreich (der Weltmeister startete nur als Austria II, weil man das Pokalfinale Österreichs gegen Simon König – Florian Fischer – jetzt Austria I – verloren hatte) und der Schweiz standen die BDR-Starter Pokalsieger RVS Obernfeld (Andre und Manuel Kopp) und Pokal-Vize RC Iserlohn (Heiko Cordes – Daniel Endrowait). RVS Obernfeld hatte in seiner Vorrundengruppe RC Höchst II und RS Altdorf vor der Brust, die absolute Weltspitze mußte also geknackt werden, um ins Halbfinale zu gelangen. Ein guter Test also im Hinblick auf die angestrebte Teilnahme an der WM 2016  in Stuttgart, denn dann warten diese Kontrahenten wahrscheinlich auch auf sie. Eine Hammergruppe, die Spannung pur versprach. In den Gruppenspielen trennten sich RC Höchst II und RS Altdorf 1:1-remis, also hatten es die Kopps theoretisch etwas leichter ins Halbfinale zu kommen, denn es reichte „nur“ ein Sieg, egal gegen welche dieser beiden Topp-Mannschaften. Mit 3:5 Toren gegen RC Höchst II und 2:3 gegen RS Altdorf wurde ihnen dann doch das erhoffte Halbfinale verwehrt. Mit der Wildcard spielten Timo Reinartz – Wolfgang Bär vom Ausrichter RSV Wallbach als 3. deutsches Team. Gegen RVS Obernfeld hielten sie eine Halbzeit ein 0:0, ehe man erwartungsgemäß 0:4 verlor. Platz 4 hatte man vor Augen, als das Heimteam mit Hilfe des stimmungsvollen Publikums gegen Belgiens Vertreter HZG Beringen (Niels Dirikx – Brecht Damen) bei Halbzeit 3:1 vorn lag, dann aber doch am Ende knapp mit 3:4 Toren am erhofften 4. Vorrundenplatz scheiterten.

Das 2. BDR-Team RC Iserlohn dagegen war gegenüber RVS Obernfeld international 5 Jahre im Rückstand, konnte ohne Hemmungen frei aufspielen und zudem eine „machbare“ Vorrundengruppe. Gegen VMC Pfungen (Gebr. Benjamin und Severin Waibel) legte man bis zur Pause mit 3:0 gut vor, verlor dann doch noch 2 Punkte mit dem 3:3-Endstand. Mit SC Svitavka (Jiri Hrdlicka – Pavel Loskot), Tschechiens Meister, spielte man4:4 auf Augenhöhe und blieb am Freitagabend ungeschlagen, die Sauerländer hatten damit ihren internationalen Einstand gut überstanden. Mit Mut und gewachsenem Selbstvertrauen schafften sie gegen RC Höchst I (Pokalsieger und Ö-Meister) -  Simon König – Florian Fischer – trotz eines 1:3-Rückstands mit 7:5 Toren die Überraschung der Vorrunde. Platz 2 und damit das Halbfinale wurde mit 4:3 Toren in einem mehr taktisch geprägten Spiel gegen den WM-Dritten VC Dorlisheim Benjamin Meyer – Quentin Seyfried) gesichert. Damit war fast alles optimal gelaufen und der Traum Halbfinale hat man sich mit Bravour erfüllt.

In den Platzierungsspielen mußte der RSV Wallbach dem mehrfachen WM-Teilnehmern aus Frankreich vom VC Dorlisheim mit 2:7 Toren klar den 9. Rang überlassen, das Spiel war bei Halbzeit mit 1:6 praktisch schon entschieden. SC Svitavka holte mit 10:5 Toren klar den 7. Rang gegen HZG Beringen, die Tschechen haben einen starken Eindruck mit nur einer Niederlage im gesamten Wettbewerb hinterlassen. Im Spiel um Platz 5 gab es für die Kopp-Cousins die 3. Niederlage der EM gegen die Schweizer Waibel-Brüder mit 1:2 Toren. Nach 0:0 beim Seitenwechsel ging RVS Obernfeld 1:0 in Führung, eigentlich ideal für den Sieg. Aber die Eidgenossen blieben dran, schafften nicht nur das 1:1 sondern kurz vor Schluß sogar den Siegtreffer.

Im 1. Halbfinale traf RC Höchst I (Simon König – Florian Fischer) auf RS Altdorf, das das Entscheidungsspiel um den Gruppensieg gegen RC Höchst II mit 2:3 Toren verloren hatte. Nach 3:3 zum Spielende mußte das 4-Meter-Schießen entscheiden und hier waren die Eidgenossen mit 4:3 etwas treffsicherer. Im 2. Halbfinale zwischen RC Höchst II und RC Iserlohn erhofften sich die deutschen Zuschauer in der ausverkauften Flößerhalle eine weitere Überraschung, aber der Weltmeister ließ sich nicht schocken und legte mit 5:1 Toren bereits in der 1. Halbzeit den Grundstein zum ungefährdeten Sieg mit 8:3 Toren.

Im kleinen Finale um Platz 3 war natürlich RC Höchst I der klare Favorit und dieser Rolle wurde er über 9 Minuten voll gerecht. Über ein 3:1 bei Halbzeit und 4:1 zu Beginn der 2. Hälfte schien Bronze für die Vorarlberger sicher zu sein. Aus dem Wiederanspiel nach dem 1:4 nahm Daniel Endrowait in seiner typischen Art den Ball mit dem Fuß auf der Pedale mit und markierte das 2:4. RC Iserlohn wurde mit zunehmender Spieldauer zu wahren Euro-Fightern und spielten sich in einen wahren Rausch. Aus diesem 1:4-Rückstand machten die Sauerländer unter dem Jubel der Zuschauer mit einem 6:4-Sieg die Sensation perfekt: Platz 3, ein Platz auf dem Treppchen, der größte Erfolg für den RC Iserlohn in 108 Jahren Vereinsgeschichte und als Zusatzeffekt: 1 Punkt in der WM-Quali des BDR und damit ist man mit 3 Punkten mit RVS Obernfeld gleichauf.

Im Finalspiel gab es den Dauerbrenner der letzten Jahre und immer geht es hauchdünn in die Entscheidung. Nach 7 Minuten die 3:2-Führung für die Innerschweizer, nach 14 Minuten stand es 3:3, Verlängerung um 7 Minuten. Lange Zeit stand es 4:4, ehe Schnetzer – Bröll den entscheidenden Treffer kurz vor Schluß zum glücklichen 5:4 Sieg landen konnten. Fazit: Eigentlich hätte es zwei Europameister geben müssen.

Nicht nur für RC Höchst gab es Grund zum feiern, auch der „Altinternationale Kommissär“ Herbert Benzer feierte in Wallbach seinen 52. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch nach Österreich.