Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

Final-Five-Sieg für RVS Obernfeld – Kopps übernehmen WM-Quali-Führung

Die Entscheidung um die WM-Fahrkarten nach Malaysia (neuer Austragungsort Johore Bahru) ist vertagt. Der Ausgang des 2. Final-Five-Turniers in Forst/Baden zeigt, daß 5 Teams auf Augenhöhe sind und die Tagesform in 14 Tagen bei der Deutschen Meisterschaft letztlich den Ausschlag geben wird. Bei guter Kulisse hatte der Ausrichter RV Germania Forst e.V. für optimale Verhältnisse gesorgt und die 5 teilnehmenden Teams dankten es mit einem tollen Wettkampf. Neben dem Bürgermeister von Forst und Schirmherrn dieser Veranstaltung Reinhold Gsell wurde die Siegerehrung auch vom BDR-Vizepräsidenten Hallenradsport Harry Bodmer vorgenommen.

Sieger wurde der RVS Obernfeld (Andre und Manuel Kopp) im Finalspiel gegen RMC Stein (Bernd und Gerhard Mlady) mit einem 5:3-Erfolg. Nach der Enttäuschung mit Platz 4 vor 3 Wochen beim 1. Final-Five-Turnier in Straubing war dieser 2. Final-Five-Sieg in ihrer Laufbahn nach 2012 Grundstein für die jetzige erstmalige alleinige Führung im WM-Ranking des BDR (1. RVS Obernfeld 23 Punkte, 2. SV Eberstadt 21 P., 3. gemeinsam RMC Stein und RV Gärtringen 18 P. Und 5. RC Iserlohn 9 P.).

Brisanz war in allen Spielen und vor dem Finalspiel RVS Obernfeld gegen RMC Stein war klar, RVS Obernfeld konnte bei einem Sieg gegenüber SV Eberstadt sich ein Polster für die DM von 2 Rankingspunkten verschaffen, RMC Stein konnte sich von 18 auf 20 Punkte verbessern und somit bis auf einen Punkt an das Führungsduo heranrücken. Wie so oft, war der Führungstreffer wichitg für die weitere Spielgestaltung und die gelang den Eichsfeldern per Eckball zum 1:0 in der 1. Halbzeit, dem Pausenergebnis. In den ersten 5 Minuten der 2. Halbzeit entwickelte sich ein offener Schlagaustausch, RMC Stein glich zum 1:1 und 2:2 aus, RVS Obernfeld gelang aber jeweils schnell wieder die Führung bis zum 3:2, als 2 Minuten vor Schluß die spielentscheidende Szene passierte. RVS Obernfeld war gerade im Angriff gescheitert und im Umkehrverhalten gab es wegen der Schnelligkeit der Handlungen eine völlig unübersichtliche Situation: Manuel Kopp und Gerhard Mlady kamen sich ins Gehege und waren vom Rad, Andre Kopp wollte den Ball retten und blieb am Kommissär hängen und fiel auf die Spielfläche. Einzig Bernd Mlady fischte sich den Ball, vermied ein gegnerisches Abblocken und fuhr frei aufs Obernfelder Tor zu und versengte. 3:3-Ausgleich? Nein, der Kommissär hatte vorher „ohne Ball im Raum“ gepfiffen. Natürlich gab es Aufregung pur, RMC Stein erzielte zwar trotzdem aus dem folgenden Ballbesitz das 3:3, aber die vorherige Szene war noch nicht aus den Köpfen der Franken raus. Sofort fiel wieder die 4:3-Führung für RVS Obernfeld und damit war der Sieg eingetütet.

Für das „kleine Finale“ um Rang 3 hatten sich die Finalspielgegner von Straubing mit RV Gärtringen und SV Eberstadt qualifiziert, Sieger wurde der Ex-Weltmeister RV Gärtringen mit 5:3 Toren. Man hatte sich sehr gut taktisch auf den Standartangriff der Südhessen eingestellt, spielte nach der 2:1-Pausenführung seine Angriffe klug zu Ende, während SV Eberstadt aus 7 Eckbällen nur einen Torerfolg verbuchen konnte. Mit Platz 5 mußte der RC Iserlohn (Heiko Cordes – Daniel Endrowait) vorlieb nehmen. Die Neulinge fühlten sich in ihrer Aussenseiter pudelwohl und brachten RV Gärtringen und SV Eberstadt mit 7:7 bzw. 6:6- unentschieden an den Rang einer Niederlage. Dennoch sind sie raus aus dem Rennen um die WM und die Weltcup-Plätze für 2016 und können ohne Druck zur DM nach Lübbecke fahren.

Im Verlaufe der 10 Vorrundenspiele gab es 4 Duelle, bei denen ein Tor  geschossen oder nicht geschossen den Ausschlag gab, die am Ende eine völlig andere Konstellation bei den Finalspielen und im WM-Ranking gegeben hat. Dieses waren SV Eberstadt – RC Iserlohn, RV Gärtringen – RC Iserlohn, RMC Stein – RV Gärtringen und vor allem RVS Obernfeld – SV Eberstadt.

Schon im Spiel 1 zwischen SV Eberstadt und RC Iserlohn war man über das ungewohnt konfuse Spiel des vermeintlichen Favoriten SV Eberstadt verwundert. Eigentlich war man gewarnt, denn schon in Straubing hatte RC Iserlohn (damals noch mit Axel Schön) bis zur Pause ein 0:0 gehalten. 2 x fuhren sich die Eberstädter Spieler fast selbst um, zeigten beim gegnerischen Mittelanspiel Abstimmungsprobleme und produzierten sogar ein Eigentor zum 0:2. Bis zur Halbzeit beim 3:3 schien man wieder im Lot zu sein, aber RC Iserlohn blieb frech und führte eine Minute vor Schluß 6:4. SV Eberstadt kämpfte, verkürzte und hatte 4 Sekunden vor Schluß das Glück, mit 6:6 hauchdünn eine Niederlage vermieden zu haben.

Im Spiel 2 RV Gärtringen gegen RVS Obernfeld hatten sich die Württemberger viel vorgenommen, aber RVS Obernfeld begann jedes Spiel voll konzentriert (in allen 5 Spielen nur 2 Gegentore in Halbzeit 1) und führten auch hier 1:0 beim Seitenwechsel. Matze König mit full-spirit und Uwe Berner als sicherer Keeper und Torschütze machten Druck und schafften die Wende zum wichtigen Dreier mit 3:2 Toren. Beim 1. Auftritt des RMC Stein waren die Mladys vor RC Iserlohn gewarnt, aber dennoch war Daniel Endrowait zum 1:0 erfolgreich. Mit mehr Druck und rechtzeitigen Torschüssen von Gerhard Mlady, wenn Torwart Heiko Cordes ihm entgegensetzte, schaffte RMC Stein seinen Pflichtsieg mit 4:2 Toren. Das alte Duell SV Eberstadt gegen RV Gärtringen stand ganz im Zeichen der Hessen, Jens Krichbaum schaffte es, die Spielfeldmitte komplett zu schließen und RV Gärtringen fehlte die Passgenauigkeit. 4:0 für die Hessen und damit war man bei 4 Punkten vorübergehend Spitzenreiter. RVS Obernfeld stand gegen RMC Stein gehörig unter Druck, eine 2. Niederlage hätte sicher das Finalspiel verhindert. Mit diesem Druck konnten die Kopps gut umgehen, schafften sogar eine 3:0-Führung, die bis zur Pause allerdings noch auf 3:2 schrumpfte. Über das 4:2 gehielten die Niedersachsen die Spielkontrolle und waren mit dem knappen 4:3 wieder mit im Rennen. Aufregung dann in einem ganz verrückten Spiel RV Gärtringen – RC Iserlohn. Wieder ging RC Iserlohn 1:0 in Front und wurde mehr und mehr zum Duell Daniel Endrowait gegen RV Gärtringen. Immer wieder fing der wieselflinke clevere Iserlohner Feldspieler die Querpässe der Württemberger ab und konterte über ein 5:2 beim Seitenwechsel auf 6:2, 5 Minuten vor Spielende. Das Spiel schien entschieden, aber nicht, wenn Berner-König auf der Fläche stehen. Die Routiniers gaben sich einen Ruck und holten Tor für Tor bis zum 6:6 auf, eine Minute vor Schluß. Wieder ging RC Iserlohn in Führung zum 7:6: Torschütze natürlich zum 7. Male Daniel Endrowait. RV Gärtringens letzter Angriff wurde abgewehrt (ohne Ball im Raum), es waren noch 20 Sekunden zu spielen. Mit diesem Ballbesitz startete RC Iserlohn noch einen Angriff, beide Spieler kamen dabei ab und Heiko Cordes verhinderte im Mittelkreis eine Torchance. Es gab heftige Diskussionen, weil es nach dem Schlußpfiff noch einen Penalty gab. Nervenspiel pur, 2 x zog Cordes sein Hinterrad hoch und hielt den Ball, aber beide Male war er zu früh von der Torlinie nach vorn gekommen. Erst bei der 3. Ausführung verwandelte Uwe Berner nervenstark in Kopfhöhe zum glücklichen 7:7-Punktgewinn. Im Spiel um die vorübergehende Tabellenführung zwischen RMC Stein und SV Eberstadt gab es in Halbzeit 1 mit 4:4 ein völlig offenes Angriffsduell. Dann fehlte bei SV Eberstadt zunehmend die Perfektion im Angriff und man geriet mit 4:6 Toren in Rückstand, die Möglichkeit einer vorzeitigen Finalspielqualifikation war dahin. In seinem 4. Spiel war für RC Iserlohn ein wenig die Luft heraus, denn RVS Obernfeld hatte sich die Gefahr gut gemerkt und nicht, die Passe über den 4-Meter-Punkt gesucht, sondern Daniel Endrowait wurde bis zum Eckballpunkt gelockt und vorn überspielt. Mit 4:0 war das Match schon bei Halbzeit entschieden und mit 7:3 tat Obernfeld auch etwas für das Torkonto. Bei 2 Pluspunkt war RC Iserlohn aus den beiden Finalspielen raus.

Direkte Auswirkungen auf die Finalpaarungen hatten die beiden letzten Vorrundenspiele. Zunächst brauchte RV Gärtringen gegen RMC Stein, zwingend einen Sieg, um das „kleine Finale“ zu vermeiden. Die 25-jährigen Turnieryoungster aus Stein schafften mit 5:4 Toren erfolgreich die Revanche von Straubing, weil sie vor allem schneller in ihrem Spielsystem sind. Damit war der 1. Finalspielteilnehmer mit RMC Stein ermittelt. Die gleiche Konstellation galt auch für das letzte Spiel zwischen SV Eberstadt gegen RVS Obernfeld, auch hier war ein Sieg für SV Eberstadt notwendig, nicht nur für das Finalspiel hier, sondern vor allem in Richtung WM-Ranking. Mitte der 1. Hälfte gelang Manuel Kopp per Eckball das 1:0. Von nun an war Taktik pur Trumpf, kein Team wollte den spielentscheidenden Fehler machen, die besten Torchancen boten sich immer bei Eckbällen. 4 Minuten vor Spielende das 1:1 durch Eberstadts Feldspieler Jens Krichbaum, der einen Querpaß zum 4-Meter-Punkt verwertete. Das Rezept versuchte SV Eberstadt dann immer wieder, aber Manuel Kopp hatte den Braten gerochen und fuhr fast alles ab, den Rest erledigte Andre. Es blieb beim 1:1 und damit hatte RVS Obernfeld mit diesem Spiel sofort 2 Rankingpunkte gegenüber SV Eberstadt bereits aufgeholt. Aus den beiden Endspielen wurden dann später 2 Punkte Vorsprung.