Radpolobericht von Heinz-Dieter Kuhlmann   

Dauerbrenner Petra Piecha – Marina Finster gewinnen DM-Titel

Es war wahrlich keine überragende Saison 2015 für RKB Frellstedt I (Petra Piecha – Marina Finster). Im Deutschland-Pokalfinale nur Platz 4, in der 1. Bundesliga nur Platz 5 und das Ticket zum DM-Finale wurde erst im „best of eight“ gelöst. Damit war das Team wieder im Finale, seit 2003 ununterbrochen. Die Routiniers hatten hier in Lübbecke eigentlich mit einer Wachablösung im eigenen Verein gerechnet, denn die Youngster Theresa Sielemann – Julia Thranitz (RKB Frellstedt II) war ihnen in den letzten Wochen immer eine Nase voraus. Aber die Routiniers nutzten die Gunst der Stunde und holten sich im Finalspiel gegen den Reideburger SV (Kristin Leich – Kristin Hesselbarth) nach 2011 jetzt ihren 2. Deutschen Meistertitel (jetzt 2 x Gold, 2 x Silber und 1 x Bronze). Typisch für das Frellstedter Erfolgsduo: die kräftige Marina Finster nimmt bei der Siegerehrung ihre kleine Partnerin Petra auf die Schulter und feiert so die Siegerhymnen mit.

Das Finalspiel gegen den Reideburger SV stand ganz im Zeichen von RKB Frellstedt II. Sofort hatte man bei sicherer Ballführung die Kontrolle im Spiel und die ersten Torschüsse durch Petra Piecha zum 1:0 (hinterm Rücken) nach einer Minute und 80 Sekunden später durch Marina Finster zum 2:0 (rutschte Kristin Hesselbarth über die Finger) waren erfolgreich. Dann fand Reideburg besser ins Spiel und hatte nach dem Halbzeitpfiff noch die Chance, zu verkürzen. Es gab 4-Meter-Ball, den aber Kristin Hesselbarth auf das Vorderrad von Marina Finster vergab. In der 2. Hälfte verwaltete Frellstedt I das Ergebnis, hatte gute Gelegenheiten, den Sack zuzumachen (2 x mögliche Heber durch Marina Finster). Besser machte es Petra Piecha: 3 Minuten vor Schluß per 4-Meter-Ball vorn halbe Höhe zum 3:0. Jetzt lief Reideburg die Zeit davon und Frellstedt ließ sich nicht mehr locken. Selbst 18 Sekunden vor Schluß vergab Kristin Hesselbarth wieder einen Penalty zum möglichen Ehrentreffer. Dennoch ist die Silbermedaille für Reideburg der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte und Vater Leich war stolz: „ Meine Frau war DDR-Meisterin und meine Kristin hat diese Tradition fortgesetzt !“

In der Meisterrunde gab es durchaus einige Überraschungen. Das Vereinsduell Frellstedts stand zunächst auf dem Spielplan. Beide Teams kennen sich in- und auswendig und alles schien auf ein 2:2-remis auszulaufen (wie die Tabelle später zeigt, wären damit beide Frellstedter Teams sogar im Finalspiel gewesen). Aber 5 Sekunden vor Spielende schafft Marina Finster das 3:2 für die Erste. Mitfavorit RVS Obernfeld I (Jennifer Kopp – Anna Meseke) hatte sich selbst gute Meisterchancen ausgerechnet und schaffte gegen RKB Wetzlar (Sabrina Schulwitz mit Ersatzspielerin Vanessa Klees) ein 5:2, das nur Mitte der 2. Hälfte von 3:0 zum 3:2 etwas enger wurde. Mit einem mutigen Auftritt überraschte Reideburg den RKB Frellstedt I. Nach 6 Minuten stand es 3:1 für die Damen aus Sachsen-Anhalt. Mit Ruhe schloß RKB Frellstedt I die eigenen Angriffe ab und führten 2 Minuten vor Schluß selbst 4:3, aber am Ende gab es ein leistungsgerechtes 4:4, ein Achtungszeichen für den späteren Deutschen Vizemeister. Gegen RKB Frellstedt II verschlief RVS Obernfeld die 1. Halbzeit total (0:3). Man kam zwar auf 2:3 heran, aber Theresa Sielemann schaffte den 4. Treffer zum ersten Dreier mit 4:3 Toren. RKB Wetzlar führte anschließend gegen Reideburg zwar, aber die Entscheidung fiel binnen 4 Minuten mit 4 Treffern für Reideburg zum 7:4. Eine Vorentscheidung um das Finalspiel sollte das Match RVS Obernfeld gegen RKB Frellstedt I bringen. RVS Obernfeld führte bei Halbzeit 1:0, aber Frellstedt I blieb cool. Die Angriffe von Obernfeld blieben glücklos und Piecha – Finster erspielten sich mit 3:2 Toren einen enorm wichtigen Sieg und hatten jetzt 7 Pluspunkte als Erster auf dem Konto. RKB Frellstedt II wollte es gegen Reideburg jetzt nachmachen. Aber absolut nervös und fahrig war die 1. Halbzeit und Reideburg in Konterstellung machte die durchaus überraschende 2:0-Pausenführung. Anders verlief die 2. Hälfte, binnen 3 Minuten schaffte Frellstedt II den 2:2-Ausgleich, aber was hatten sie für Chancen ! Als jeder glaubte, daß das Spiel jetzt kippen wird. Innerhalb von einer Minute stellte Reideburg mit 4:2 den alten Toreabstand wieder her. Julia Thranitz vergab 2 x 4-Meter-Bälle, so hoch, daß die Lampen der MerkurArena fast getroffen worden wären. 2.35 Min. vor Spielende doch noch das 3:4, aber dann lief die Zeit mit nachlassender Schußgenauigkeit davon. Reideburg jubelte, denn nun hatten auch sie 7 Pluspunkte auf dem Konto, das Finalspiel gegen RKB Frellstedt I war vorzeitig perfekt. Es ging jetzt lediglich noch um die Bronzemedaille, theoretisch hatte RKB Wetzlar mit 2 Spielen noch die Chance, realistisch ging es zwischen RVS Obernfeld und RKB Frellstedt II um die Tordifferenz. RVS Obernfeld hatte zunächst den stärkeren Gegner mit Reideburg. Über ein 2:1 bei Halbzeit wurde es am Ende immerhin ein 5:1 und damit hatte man für RKB Frellstedt II die Meßlatte bei + 5 gelegt. Diese hatten es nun mit dem punktlosen RKB Wetzlar zu tun, hatten 6 Tore aufzuholen. Die Vorgabe gelang bis 4:0 nach 6 Minuten zunächst, ehe RKB Wetzlar zum 1:4 verkürzte, aber mit 4:1 war die „halbe Miete“ beim Seitenwechsel geschafft. Man mußte weiter voll offensiv bleiben, fing sich aber selbst Gegentore, so daß der Sieg mit 7:3 zwar reichte, aber die Tore fehlten und RVS Obernfeld schnappte sich die Bronzemedaille.