Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann

RV Gärtringen verhindert Dreifach-Erfolg der Schweiz beim Weltcup in St. Gallen

Es bleibt dabei: Das älteste Radballturnier der Welt, der OLMA-Turnier in St. Gallen, ist eine Domäne der Schweiz. Die 67. Auflage dieses Traditionsturnier war gleichzeitig das 7. diesjährige Weltcupturnier der UCI. Wie im Vorjahr standen sich im Finalspiel wieder Teams aus der Schweiz gegenüber und es siegte erneut der Weltmeister RS Altdorf. Kontrahent war der Uraltkonkurrent im eigenen Lande RC Winterthur und in einem völlig ausgeglichenen Finale holte man einen 2:3-Pausenrückstand auf und nach regulärer Spielzeit war beim 4:4 noch kein Turniersieger ermittelt. Es gab Verlängerung und hier hatten Dominik Planzer und Roman Schneider knapp mit 7:6 Toren die Nase vorn. Damit feierte die Schweiz im 104. Weltcup den 29. Turniersieg holte Deutschland ein, es führt Österreich mit 30 Erfolgen weiterhin.

Für Planzer – Schneider ist es der 13. gemeinsame Sieg, für Roman Schneider im 40. Turnier bereits der 14. Erfolg und damit rückt er den Rekordsiegern Dietmar Schneider (Höchst) und Peter Jiricek (Winterthur) – je 15 Turniersiege – näher. Für RS Altdorf gab es den zusätzlichen Lohn, denn über das Schweizer Meistertrikot und das Weltmeistertrikot konnte man sich auch noch das Weltcup-Leadertrikot streifen. Punktgleich im Weltcup-Ranking steht RC Winterthur und „Dauerbrenner“ Peter Jiricek hat in seinem 56. WC-Turnier zum 12. Male das Finale in Brünn/CZE erreicht. Es hätte sogar einen dreifachen Turniersieg der Eidgenossen geben können, aber der RV Gärtringen verdarb diesen Triumpf, indem im „kleinen Finale“ gegen VMC Oftringen mit 8:5 Toren gewonnen wurde und dabei ein 2:3-Halbzeitrückstand umgebogen wurde. Dabei hat sich Andreas Zaugg vom VMC Ofringen in seinem 28. WC-Turnier von der internationalen Radballbühne verabschiedet. Er hat zwar zum 10. Male das Halbfinale erreicht, jedoch ein ersehnter Turniersieg blieb ihm auch hier in St. Gallen nicht vergönnt.

Als 2. Vertreter des BDR war SV Ehrenberg eingeplant. Am Donnerstag kam jedoch aus Thüringen die Hiobsbotschaft, daß Rico Rademann erkrankt ist und absagen muß. Damit war automatisch die noch mögliche Teilnahme am Weltcup-Finale geplatzt. Der BDR setzte kurzfristig die B-Kader-Mannschaft RV Bolanden (Patrick und Matthias Mergel) als Ersatz ein, für Deutschland die WC-Spieler Nr. 70 und 71.

In der Vorrundengruppe 1 war der RV Gärtringen zusammen mit RC Winterthur Favorit für das Halbfinale. Nach dem klaren Sieg über VC Cronenburg hatte der Ex-Weltmeister gegen SC Svitavka und SNA Gent lange Zeit (Halbzeit 3:3 bzw. 2:2) Schwierigkeiten, die Spiele schließlich mit 6:5 bzw. 8:6 für sich zu entscheiden. Im letzten Gruppenspiel gegen RC Winterthur waren beide Teams bereits sicher im Halbfinale und es ging um den wichtigen Gruppensieg, um im Halbfinale den bereits zu diesem Zeitpunkt feststehenden Sieger der Gruppe 2 RS Altdorf zu vermeiden. RC Winterthur konnte hier die knappe 3:2-Halbzeitführung mit 5:4 Toren bis zum Schlußpfiff über die Zeit bringen.

In der Gruppe 2 lieferten die WC-Neulinge RV Bolanden eine beherzte Vorstellung ab. Gegen RV Dornbirn führte man lange Zeit und schaffte mit 3:3 Toren schon mal ein Achtungszeichen. Mit ihrem technisch guten Zusammenspiel ließen sich auch gegen VD Pilsen nichts anbrennen und sicherten sich den ersten WC-Dreier ihrer noch jungen Laufbahn mit 3:1 Toren, war hier mehr drin als „nur Lehrgeld zahlen“ ? Gegen VMC Oftringen kam es zum Schlüsselspiel um Platz 2, ein Sieg würde reichen. Vor allem im Angriff kam man nicht so recht ins Spiel und verlor klar 1:6, womit die Würfel gefallen waren. Mit einer höchst achtbaren Leistung verlor man gegen den Weltmeister RS Altdorf mit 2:3 Toren, aber an der Platzierung beider Teams änderte sich ohnehin nichts mehr, RV Bolanden, 2010 und 2011 immerhin Vize-Junioren-EM, hatte sich für das Spiel um Platz 5 gegen SC Svitavka qualifiziert.

Im Spiel um Platz 9 stand überraschend RV Dornbirn, das in der Gruppe 2 eine 2:0-Pausenführung gegen VD Pilsen zur 3:4-Niederlage hinnehmen mußte. Das klare 6:1 über VC Cronenburg und Platz 9 bringt nur 16 Rankingpunkte, ein herber Dämpfer im Hinblick auf die angestrebte WC-Finalteilnahme. Im Spiel um Platz 7 hat auch SNA Gent gegen VD Pilsen bei der 2:3-Pleite die wohl entscheidenden Rankingpunkte liegen lassen. Die Debutanten RV Bolanden standen im Spiel um Platz 5 SC Svitavka gegenüber, ein Spiel der Youngster gegen Routiniers (Jiri Hrdlicka 46 und Pavel Loskot 44 Weltcup-Einsätze). Die körperlich kleinen Mergels konnten den Hünen Jiri Hrdlicka im Svitavka-Tor nur einmal überwinden und belegten nach der 1:3-Niederlage Platz 6, Respekt.

Das Halbfinale war eine Schweizer Meisterschaft mit deutscher Beteiligung. Im 1. HF zwischen RC Winterthur gegen VMC Oftringen ging es wie so oft eng zu und mit 3:2 Toren blieb der Sieg beim RC Winterthur. Im 2. Halbfinale hatte RV Gärtringen die schwere Hürde des Weltmeisters RS Altdorf. Man geriet in Halbzeit 1 in Rückstand mit 2:4 Toren und dieser Vorsprung reichte am Ende zum 6:4-Sieg für die Spieler aus dem Kanton Uri. Es bleibt dabei, RV Gärtringen hat das Siegergen verlassen und wartet seit ihrem Gesamtfinalsieg am 04.12.10 in Zlin auf einen Turniersieg.

Immerhin erreichten König-Berner im kleinen Finale um Platz 3 gegen VMC Oftringen mit einem 8:5-Erfolg nach 2:3-Pausenrückstand zum 19 mal einen Platz auf dem Treppchen.

Das i-Tüpfelchen dieses einzigen Weltcups in der Schweiz in diesem Jahr war die Nationalhymne der Schweiz für einen tollen Gesamterfolg mit den Plätzen 1, 2 und 4.

Für das WC-Finale in Brünn sind 5 Teams sicher qualifiziert: RS Altdorf und RC Winterthur aus der Schweiz, RC Höchst I und II aus Österreich und als einzige deutsche Mannschaft bisher RVS Obernfeld. Mit 101 Rankingpunkten auf Platz 6 ist RV Dornbirn mit 4 Turnieren fertig. Diese Marke können jedoch beim 8. WC-Turnier in Höchst in 14 Tagen noch Favorit Brünn (Platz 10 reicht, braucht also nur teilzunehmen), RMV Mosnang (Platz 6 reicht) und RV Gärtringen (braucht Platz 5) übertreffen. RV Dornbirn droht also der undankbare 9. Rankingplatz nach dem jetzigen Auftritt in St. Gallen.