Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann

SV Eberstadt beendet die Durststrecke von 495 Tagen ohne deutschen Weltcupsieg

Die Erfolgsstory des Teams „Rossbaum“ mit Marco Rossmann und Jens Krichbaum geht weiter: Deutscher Meister, Deutschlandpokalsieger, Bundesligaspitzenreiter und jetzt Träger des Leader-Trikots im Radball-Weltcup. Mit dem Turniersieg beim 1. Weltcup 2013 in Denkendorf bescherte sich Marco Rossmann gleichzeitig das beste Geschenk zu seinem 31. Geburtstag. Nach dem Weltcup-Gesamtsieg von Holger und Jens Krichbaum am 03.12.11 in Mücheln ist es nach langen 495 Tagen endlich wieder ein deutscher Sieg. Für Jens Krichbaum, der schon in der 1. Serie anno 2002 dabei war, ist es nach 2007 in St. Pölten, 2008 in Ober-Olm, 2009 in Ginsheim und Höchst sowie dem 2011er Finale in Mücheln nun der 6. Turniersieg. Partner Marco Rossmann ist seit 2003 dabei und auch schon ein „alter Hase“, aber mit Roman Müller für die RSG Ginsheim gab es bisher Erfolge in Osaka 2006 und in Sangerhausen 2010.

Dieser 29. BDR-Sieg im Radball-Weltcup war nach der Vorrunde noch nicht absehbar. Zusammen mit RC Höchst I in neuer Besetzung Patrick Schnetzer und Markus Bröll war der SV Eberstadt zwar der klare Favorit für das Halbfinale, aber das direkte Duell gewannen die Vorarlberger nach 2:1 beim Seitenwechsel am Ende mit 8:4 Toren recht deutlich. Für den Ausrichter RKV Denkendorf blieb allerdings der erhoffte 3. Vorrundenplatz aus, weil man gegen SNA Gent (Peter Martens nun doch wieder mit Christoph Baudu) nach 2:3 bei Halbzeit in der 2. Hälfte klar mit 3:7 Toren verlor. Auch gegen RC Höchst I und SV Eberstadt gab es sogar zweistellige Niederlagen. So war Platz 5 wie vor 2 Jahren nicht zu realisieren.

In Gruppe 2 gab es ebenfalls 2 klare Favoriten mit dem amtierenden Weltmeister RS Altdorf und dem deutschen Ex-Weltmeister RV Gärtringen. Aber diese Gruppe wurde vom deutschen Bundesligisten RSV Waldrems aufgemischt, der erst nachträglich für HZG Beringen/BEL in den Wettbewerb aufgenommen wurde. Als man RV Gärtringen oder RS Altdorf fast aus dem Halbfinale gekippt hatte, konnte man gegen VD Pilsen die Überraschung perfekt machen. Aber Tschechiens Nr. 3 ging in Führung und genau das ist nicht das gewünschte Spiel des RSV Waldrems. Gegen RV Gärtringen (3:2) und RS Altdorf (sogar 3:1) lag man beim Seitenwechsel in Front, es reichte  jeweils zum respektablen Punktgewinn mit 4:4 Toren. Nun wurde Pilsen der Stolperstein, der 1:3-Pausenrückstand konnte nicht mehr aufgeholt werden und mit 3:4 Toren waren alle Chancen dahin, sogar Pilsen war in der Tabelle noch vorbeigezogen. So konnten RS Altdorf und RV Gärtringen im letzten Vorrundenspiel mit dem Halbfinale in der Tasche den Platz 1 ausspielen, der an die Eidgenossen ging.

Spannung pur dann in beiden Halbfinalspielen, das über das 4.-Meter-Schießen entschieden wurde. RV Gärtringen lieferte sein bestes Spiel des Tages gegen RC Höchst I ab. Völlig gleichwertig waren beide Teams und fast logisch endete es zur Halbzeit mit 2:2 und am Ende mit 4:4 remis. Im Penalty-Schießen war infolge einer Rippenverletzung bei Uwe Berner das BDR-Team etwas gehindert. Dennoch hielt er sein Team lange im Spiel, seine Paraden wurden jedoch vom Kommissär nicht alle für korrekt anerkannt. Mit 3:2 Toren war letztlich RC Höchst I glücklicher. Weltmeister gegen dem WM-Dritten war im 2. Halbfinale angesagt. Ein Spiel auf Augenhöhe, ein Leckerbissen für die gut 700 Zuschauer – allerdings ohne BDR-Vertreter bei dieser UCI-Veranstaltung in Deutschland – zwischen SV Eberstadt und RS Altdorf hatte nach 14 Minuten beim 5:5 auch noch keinen Sieger. Das 4-Meter-Schießen war fällig, beide Keeper hielten stark und auch die Schützen überraschten mit mutigen Flachschüssen. Matchwinner wurde Marco Rossmann, der zum 9:8-Endstand versenkte.

Zum Spiel um Platz 3 konnte RV Gärtringen nicht mehr antreten. Uwe Berner war ins Krankenhaus zur Untersuchung gefahren worden. RS Altdorf sicherte sich somit den Platz auf dem Treppchen.

Das Finalspiel gab es bereits in der Vorrunde und RC Höchst I war auch der leichte Favorit. So lief das Spiel zunächst auch und Schnetzer-Bröll führten 3:1. SV Eberstadt gelang vor der Pause gerade noch das 2:3. Das war der Startschuss zu einer Traumhälfte Nr. 2. Mit Tempospiel und Reaktionsschnelligkeit wie es scheinbar nur der SV Eberstadt (auch früher mit Holger Krichbaum) schafft, wurde der Mut belohnt und die Südhessen kippten das Spiel zum umjubelten 8:5-Erfolg.

Für den SKV Denkendorf war es eine gelungene Veranstaltung und eine perfekte Generalprobe für die Deutschen Hallenradsportmeisterschaften Elite 2014 in gleicher Halle.