Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann 

 

Historischer Triumph für den RC Mazda Hagspiel Höchst

Das 11. Finale im Radball-Weltcup geht in die Geschichte ein. Der RC Höchst hatte zwar 2002 mit Reinhard Schneider und Marco Schallert und 2005 mit Dietmar Schneider – Simon König bereits den Weltcup-Gesamtsieg geholt, aber in Sangerhausen wurde alles bisher dagewesene getoppt. Der RC Höchst war nicht nur als bisher einziger Verein mit allen 3 gestarteten Mannschaften ins Finale gekommen, in diesem Finale gab es dann die einmalige Leistung, daß sich alle 3 Teams die Plätze 1 bis 3 sicherten. Ein wahres Festival für den Anhang in den Vereinsfarben orange. Die Vize-Weltmeister Dietmar Schneider und Patrick Schnetzer (RC Höchst I) sicherten sich den Titel 2012 mit 4:2 Toren im Vereinsduell auf höchstem Niveau gegen Simon König und Florian Fischer (RC Höchst II). Im Halbfinale stand der Ex-Weltmeister RV Gärtringen (Uwe Berner und Matthias König) einer wahren Radballmacht aus Österreich auf verlorenen Posten.

Eingebettet in dieses Weltcup-Finale stand das 50-jährige Jubiläum des Rosariopokals (früher Großer Preis der MIFA) in Sangerhausen. Die Mammuthalle, seit 2004 Heimstätte dieses Turniers, wurde vom Ausrichter durch den Einbau einer Tribüne in eine wahre Radballarena umgebaut. Die knapp 500 Zuschauer stand eng bis an die Bande heran und schafften eine stimmungsvolle Kulisse, immerhin war der „verlorene Sohn“ Mike Pfaffenberger zu seinem Bruder zurückgekehrt und es herrschte eine gewisse Aufbruchstimmung zu alten Erfolgen.

Infolge einer Verletzung bei Dominik Planzer war der amtierende Weltmeister RS Altdorf mit Ersatzspieler Simon Marty an der Seite von Keeper Roman Schneider angereist. Damit war einer der Topp-Favoriten wohl entscheidend geschwächt, obwohl Simon Marty immerhin Spieler der Nationalliga A der Schweiz ist.

Die Vorrundengruppe 1 war die Hammergruppe schlechthin, zu der sich die Gebr. Pfaffenberger mit der Wildcard erstaunlich positiv hinzugesellte. Das Spiel 1 des Turniers (es wurde später auch das letzte als Finale) brachte schon die 1. Überraschung, denn der Vize-Weltmeister RC Höchst I stolperte ausgerechnet über die ehrgeizigen eigenen Vereinskollegen RC Höchst II mit 2:5 Toren, als sie aus einem Rückstand überhaupt nicht ins Spiel kamen. Taktisch clever stellte sich RSV Sangerhausen an und führte 1:0. Mit großer Mühe schaffte der DM-Dritte RVS Obernfeld einen knappen Arbeitssieg mit 2:1 Toren über die Bühne. Ebenso taktisch schaffte das gleiche 2:1 der RV Winterthur über RC Höchst II. Die Halle stand Kopf, als RSV Sangerhausen ein völlig verdientes 2:2 gegen RC Höchst I erkämpfte und damit den Vize-Weltmeister fast schon das Halbfinale verbaute. Die beiden bis dahin vorn liegenden Teams RVS Obernfeld und RV Winterthur lieferten sich einen mitreißenden Kampf. Die Kopps holten ein 1:2 beim Seitenwechsel zum 4:3-Sieg und mit 6 Pluspunkten waren sie plötzlich allein vorn. Ein echtes Glanzspiel lieferten die Pfaffenberger-Zwillinge gegen RC Höchst II, immer in Führung liegend schafften sie mit 4:2 Toren sogar schon den 4. Pluspunkt, es war plötzlich alles möglich und alle 5 Teams hatten noch Halbfinalchancen. Mit dem Rücken zur Wand ging RC Höchst I als Gruppenletzter in sein Match gegen RV Winterthur, nur ein Sieg konnte das vorzeitige Ausscheiden noch abwenden. Denkbar knapp mit 4:3 Toren konnten die Eidgenossen besiegt werden, die nun Gruppenletzter waren. RVS Obernfeld konnte aus 2 Spielen den Sack zumachen, aber gegen RC Höchst II fand man im Angriff kein Mittel und mit 0:3 Toren schloss der Gegner zu Obernfeld mit 6 Punkten auf. Im vorletzten Spiel dieser Gruppe hatten die Gebr. Pfaffenberger gegen RV Winterthur die Riesenchance zum Halbfinale, es muste nur ein Punkt her. Aber die 3 vorherigen Spiele hatten für die Zwillinge zu viel Kraft gekostet, Routinier Peter Jiricek fing wiederholt die Abspiele ab und verschaffte den Eidgenossen einen deutlichen 6:0-Erfolg. Damit waren Sangerhausens Hoffnungen geplatzt, RV Winterthur war nun bei 6 Pluspunkten gleichauf mit RC Höchst II und RVS Obernfeld. Die Eichsfelder hatten im letzten Vorrundenspiel dieser Gruppe mit einem remis, nicht nur sich selbst ins Halbfinale zu schießen, sondern auch RV Winterthur (direktes Spiel gegen RC Höchst II mit 2:1 gewonnen) den 2. Rang zu verschaffen. RC Höchst I dagegen brauchte 3 Punkte und würde dann sogar seine eigene 2. Mannschaft mit ins Halbfinale ziehen, denn dann wären Obernfeld, Winterthur und Höchst II mit je 6 Punkten gleichauf. Gegeneinander hatte jeder einmal gewonnen und verloren, nur die interne Tordifferenz sprach für RC Höchst II (4:2) gegenüber RV Winterthur (6:6) und RVS Obernfeld (4:6). In meisterlicher Manier übernahm RC Höchst I gegen RVS Obernfeld schnell das Kommando auf der Fläche und führte über ein 2:0 beim Seitenwechsel nach 9 Minuten 3:0. Die Kopps versuchten alles und schafften bis 25 Sekunden vor Schluss noch das 2:3, aber dann gingen die Vorarlberger an die Bande und ließen nichts mehr anbrennen. Damit wurde RC Höchst I doch noch Gruppensieger mit einem negativem Torkonto und RC Höchst II wurde Zweiter.

Die Gruppe 2 schien schwächer besetzt zu sein durch das Mitwirken der Japaner und dem ersatzgeschwächten Weltmeistern aus Altdorf. Zunächst gab es das Duell der Bundesligisten RV Gärtringen und SV Ehrenberg. Eine 2:1-Halbzeitführung der Thüringer konnte RV Gärtringen zum eigenen 6:3-Erfolg kippen. RS Altdorf, vor allem im Angriff noch nicht eingespielt, scheiterte dann 0:2 an RC Höchst III. SV Ehrenberg holte sich ohne Probleme den ersten Dreier über Pinkies Osaka. Agil und bissig im Zweikampf schaffte RC Höchst III gegen RV Gärtringen mit 3:2 schon den 2. Sieg und meldete Ansprüche auf das Halbfinale an. RS Altdorfs Sieg über Osaka war eingeplant. Die überzeugende Leistung der Bröll-Brüder wurde auch im Spiel gegen SV Ehrenberg offenbart und mit 6:4 Toren war RC Höchst III bereits nach 3 Spielen sicher im Halbfinale. RV Gärtringen konnte gegen Osaka beim 6:3 Kräfte sparen. RS Altdorf profitierte beim eigenen 7:2-Erfolg über den SV Ehrenberg von vielen Abspielfehlern, die Rademann-Schroeter infolge ihrer Schnelligkeit produzierten. Als bereits feststehender Gruppenerster konnte RC Höchst III beim 4:2 über Osaka auch Kräfte sparen. Im letzten Vorrundenspiel zwischen RV Gärtringen und RS Altdorf ging es im direkten Duell um Platz 2 und damit das Halbfinale. Aus kompakter Abwehr versuchte RS Altdorf Konter und RV Gärtringen riskierte nach der 2:1-Pausenführung in Hälfte 2 auch nichts mehr. Den Dreier brachten die Württemberger über die Zeit.

Mit einer tollen Turnierleistung verabschiedeten sich die Gebr. Pfaffenberger gegen Osaka mit 7:1 vom Publikum. Platz 9 täuscht ein wenig über die tatsächliche Leistung hinweg, immerhin hatte man gegen die späteren Finalisten aus Höchst 4 Punkte geholt.

Im Spiel um die Plätze 7 und 8 waren zwar bei den beiden deutschen Teams RVS Obernfeld und SV Ehrenberg etwas die Luft heraus, aber dennoch zeigten die Aktiven noch tolle Spielzüge. Mit 4:2 Toren waren die Eichsfelder erfolgreich.

Das Spiel um Platz 5 fiel aus, weil Marcel Waldispühl sich verletzt abmeldete und später bei der Siegerehrung auch fehlte.

Im 1. Halbfinale standen sich RV Gärtringen und RC Höchst I gegenüber. Die Österreicher legten schnell ein 4:0 nach 5 Minuten Spielzeit vor und damit war die Sache praktisch entschieden. Das 1:4 beim Seitenwechsel sollte für die 2. Halbzeit noch einmal Zeichen setzen, aber das Vorhaben wurde schon bald mit dem 5:1 für RC Höchst I zerstört. Die Ergebniskorrektur zum 3:5 gelang RV Gärtringen erst in der Schlussminute.

Das 2. Halbfinale brachte das Höchster Duell Nr. 2 gegen Nr. 3. Ein Spiel auf Augenhöhe, es wurde nicht geschenkt. Über ein 2:2 zur Pause blieb das Match lange Zeit offen. Erst Mitte der 2. Hälfte schafften König-Fischer die entscheidenden 2 Treffer zum 4:2. Die Brölls konnten nur noch zum 3:4 verkürzen, aber mit dieser 1. Tagesniederlage war gleichzeitig der Titel weg.

Dafür waren die Bröll-Brüder im Spiel um Platz 3 wieder voll da und führten gegen RV Gärtringen schon zur Halbzeit mit 4:1. Aus die letzten Kraftreserven der Gärtringer nutzten nichts mehr, RC Höchst III schaffte mit 6:3 Toren den größten Erfolg ihrer noch jungen Laufbahn mit Weltcup-Bronze.

Das Finalspiel gab es schon im Spiel 1 des Turniers. Hier wollte RC Höchst I unbedingt Revanche gegen die Zweite. Wichtig ist immer, wer geht in Führung und hier schaffte es RC Höchst I, die mit 1:0 und 2:1 vorlegten. Spannend blieb es bis zum Schluß über ein 3:1, 3:2 bis zum 4:2, das der Vize-Weltmeister dann auch sicher über die Zeit brachte.