Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

RV Gärtringen holt sich den Pokal zurück

Uwe Berner und Matthias König vom RV Gärtringen haben die WM-Qualifikation des BDR erfolgreich begonnen. In der „Höhle des Löwen“, beim 2-fachen Deutschen Meister SV Ehrenberg, holten sie sich zum 3. Male nach 2009 in Bilshausen und 2010 in Stein den Titel eines Deutschlandpokalsiegers Elite. Zum 2. Male war der Landesverband Thüringen Ausrichters dieses Finalturniers und offensichtlich ist das „grüne Herz Deutschlands“ für Gärtringens Radballer ein gutes Gebiet. Anno 1995 holten schon die Lehrmeister Gebr. Lomuscio in Stadtilm den Cup. Während der Sieg für Berner-König sicherlich nicht unerwartet kommt, stand der Verein des Titelverteidigers RSG Ginsheim mehr im Blickpunkt. Cup-Sieger 2011 Roman Müller agiert jetzt mit Florian Reichert, der zwar 2008 mit Rene Gerbig für Klein Gerau mal in der 2. Bundesliga gespielt hat, dann aber jahrelang pausiert hat. Von der Reservebank des RC Worfelden nun mit Platz 2 sogar qualifiziert zum Europa-Cup-Finale; was für eine Traumkarriere ! Nunja, der Florian Reichert hat seinem renommierten Partner Roman Müller jedoch eines voraus: Er hat bereits ein Deutscher Meister-Trikot daheim, denn er ist aktuell DM im 5er Hallenradball für den RC Worfelden.

Leichte Enttäuschung bei den Zuschauern schon vor dem 1. Anpfiff, denn RMC Stein mußte infolge einer Erkrankung bei Bernd Mlady absagen. Der Anruf kam beim Chiefkommissär Patrick Meier früh um 5.05 Uhr an. Nachrücker wäre das Team RVS Obernfeld II gewesen, aber auch dort hat Raphael Kopp krankheitsbedingt abgewunken und Partner Julian Kopp saß etwas traurig als Zuschauer in der Halle. Der 2. Nachrücker war RSV Zscherben II und von dort kam vom BL-Aufstiegsaspiranten schnell das O.K. Damit war RSV Zscherben II das einzige Zweitligateam im Feld und vorweg gesagt, Leich-Seils haben ein tolles Turnier gespielt.

In der Gruppe 1 war nach der Absage von RMC Stein der RV Gärtringen der große Favorit. Mit zunehmender Spieldauer war der KSC Leipzig beim 8:3-Erfolg keine Hürde. Spielerisch völlig anders lief die nächste Partie zwischen RSG Ginsheim und RSV Zscherben II. Die Südhessen minimierten das Angriffsrisiko und warteten auf Offensivfehler des Zweitligisten. Diese schossen zwar öfter aufs Ginsheimer Tor, aber dort agierte ein stellungssicherer Keeper Müller, dem erst in Minute 11 mit Weitschuß ins leere Tor das entscheidende 1:0 gelang. RV Gärtringen und RSG Ginsheim standen sich dann im Spiel Nr. 3 gegenüber und man traute seinen Augen nicht: nach 4 Minuten führte die RSG Ginsheim 3:0 ! RV Gärtringen konnte zwar bis zur Pause auf 2:3 verkürzen, aber dann lief ihnen die Zeit davon, denn bei jedem Ballbesitz kämpfte die RSG Ginsheim kräfteraubend minutenlang um jeden Zentimeter und hatte am Ende mit 3:3 einen stolzen Erfolg erreicht. 4 Pluspunkte auf dem Konto, sofern also RV Gärtringen planmäßig gegen RSV Zscherben II gewinnt, war die Endrunde erreicht und gegen KSC Leipzig konnte sogar schon verloren werden. Aber der Cup-Verteidiger machte sofort klare Verhältnisse und fertigte die Sachsen mit 4:2 Toren ab. Damit war die finale Partie Gärtringens gegen Zscherben II für die Tabelle bedeutungslos.

Die Gruppe 2 war von der Papierform her stärker einzuschätzen, also galt es, das Auftaktspiel zu gewinnen. Pokal-Vize 2011 RVS Obernfeld gegen SV Eberstadt endlich in echter neuer Besetzung (Jens Krichbaum laboriert noch immer unter seiner Fingerverletzung). Die Verteidiger standen hier im Blickpunkt, denn die Angriffe wurden immer wieder abgefahren. Etwas mehr Glück hatte letztlich SV Eberstadt und machte mit 2:0 Toren den wichtigen ersten Dreier perfekt. Im alten Ostduell SV Ehrenberg gegen RSV Zscherben I wogte das Spiel lange Zeit offen hin und her und es stand 1:1 und 2:2. Erst in den 3 letzten Minuten überwog die Schnelligkeit der Einheimischen zum 4:2-Erfolg. Der Start zum Tagesziel: „Erster Pokalsieg des SV Ehrenberg“ war also gelungen. Für die Verlierer des 1. Spiels RSV Zscherben I und RVS Obernfeld ging es dann im direkten Vergleich schon um alles. Um 15.06 Uhr erzielte RVS Obernfeld endlich den 1. Treffer und schien das Spiel erfolgreich zu beenden, aber RSV Zscherben I blieb aggressiv dran und schaffte tatsächlich per Eckball den 3:3-Ausgleich, eine Punkteteilung also, die für beide Teams praktisch das Aus bedeutete. Bei einem Eckball von RVS Obernfeld bekam Michael Gerdes den Ball so unglücklich voll auf die Stirn, daß er völlig benommen zu Erde sank und letztlich zum letzten Platzierungsspiel nicht mehr antreten konnte. Die Konstellation war vor dem Duell SV Ehrenberg gegen SV Eberstadt klar, dieses Ergebnis wird mit in die Endrunde genommen. Wieder kam SV Ehrenberg schwer ins Spiel und kassierte das 0:1. Mit zunehmendem Tempo im Angriff gelang der Ausgleich, aber dann half SV Eberstadt tatkräftig mit, denn Marco Rossmann markierte aus 10 Metern per Rückpass ein Eigentor zum 1:2 und leitete damit die Niederlage ein. SV Ehrenberg bekam Oberwasser und holte sich einen hohen 6:1-Erfolg und Selbstvertrauen. SV Eberstadt sicherte sich ungefährdet mit 4:1 Toren über RSV Zscherben I die Endrundenteilnahme und im für SV Ehrenberg bedeutungslosen Match holten die Thüringer mit 4:2 Toren den Gruppensieg. Für RVS Obernfeld war aber der 2. Treffer zum 2:4 durch Manuel Kopp 30 Sekunden vor Spielende wichtig, denn damit hatten sich die Eichsfelder mit der um ein Tor besseren Differenz auf Rang 3 gerettet.

Im Platzierungsspiel um Rang 5 behauptete sich RVS Obernfeld erst in den Schlussminuten zum 4:3-Erfolg gegen das toll kämpfende Team vom RSV Zscherben II.

In die Endrunde ging SV Ehrenberg mit dem Vorteil von 3 Punkten gegenüber RSG Ginsheim und RV Gärtringen (je 1) und SV Eberstadt (0), also beste Voraussetzungen für das Unternehmen „Pokalsieg“. Unter dem Motto:“ Verlieren verboten“ ging es in die Partie RV Gärtringen gegen SV Eberstadt. Sofort mit hohem Tempo und blitzschneller Reaktion schaffte SV Eberstadt bis zur 4. Minute eine 2:0-Führung, die bis in die Pause Gültigkeit hatte. In der 2. Hälfte galt die Devise: „Sack zumachen“. Bei einer 1:1-Situation umkurvte Jens Krichbaum Keeper Uwe Berner und scheiterte am Pfosten, reaktionsschnell schoß dafür RV Gärtringen aufs Eberstädter Tor und dort konnte Marco Rossmann den Ball mit dem Fuß nur noch regelwidrig stoppen. Den fälligen 4-Meter knallte Uwe Berner unter die Latte zum 1:2. SV Eberstadt wurde nicht vorsichtiger und fast eine Kopie zum 1. Gegentreffer: Wieder scheitert Jens Krichbaum in aussichtsreicher Position am Torpfosten und der Gegenzug bringt das 2:2, ein Ergebnis, das SV Ehrenberg in die Karten spielt. Mehr muss SV Eberstadt tun und es kommt wie so oft: mit dem Rücken zur Wand, biegt RV Gärtringen noch ein Spiel. Uwe Berner hält Klasse und der nach vorn rollende Ball wird von Matthias König mit absoluter Energie ins leere gegnerische Tor befördert, obwohl er von beiden Seiten von den Eberstädter Spielern behindert wird. Und das passiert 16 Sekunden vor Schluß ! Der nächste Aufreger folgte: SV Ehrenberg gegen RSG Ginsheim. „Planmäßig“ machte Rico Rademann das 1:0, aber Roman Müller verwandelte einen Eckball direkt zum 1:1 zur Pause. SV Ehrenberg erhöhte das Tempo, aber die RSG Ginsheim hatte sich ein tolles Abwehrkonzept ausgedacht. Die Schüsse scheiterten und Roman Müller markierte mit abgewehrten Bällen das 2:1 und 3:1 ins leere gegnerische Tor. Jetzt lief SV Ehrenberg die Zeit davon und mehr als der 2:3-Anschlusstreffer war nicht mehr drin, eine Riesenenttäuschung in der Halle und die RSG Ginsheim war plötzlich dick drin im Pokalrennen. Natürlich kostet die Spielweise von RSG Ginsheim viel Kraft und diese fehlte im letzten Spiel gegen den Nachbarn vom SV Eberstadt. Einmal im Rückstand wird das Manko im Spiel, die geringe Durchschlagskraft im Angriff, deutlich. Mit 1:5 Toren war die 1. Niederlage perfekt, aber geholten hat dieses Resultat dem SV Eberstadt nicht. So war die ideale Konstellation vor dem letzten Spiel: Der Sieger ist Pokalsieger, dem RV Gärtringen reicht ein remis. RV Gärtringen war sofort im Spiel und sicher in der Abwehr, bei eigenem Ballbesitz nicht zu offensiv, aber immer gefährlich. Der Lohn: beruhigendes 2:0 beim Seitenwechsel. Die mentale Stärke gab auch in Hälfte 2 den Ausschlag, denn das 1:2 und 2:3 wurde sofort gekontert und es blieb bis zum Ende beim 2-Tore-Polster zum 3. Pokalsieg ihrer Laufbahn.

Die erste Punktevergabe der WM-Qualifikation ist abgeschlossen. RV Gärtringen hat 3 Punkte auf dem Konto. RSG Ginsheim 2 (damit wäre Florian Reichert momentan WM-Reservespieler !) und SV Ehrenberg 1 Punkt. Beim Europa-Cup-Finale am 19.05.12 in Sindelfingen können RV Gärtringen und RSG Ginsheim mit Medaillenplätzen weitere WM-Quali-Punkte sammeln.