Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

  

Zweikampf SV Eberstadt gegen RV Gärtringen

Wer bekommt am Ende der Bundesligarunde 10 WM-Quali-Punkte für Platz 1 und wer als Nr. 2 dann 8 Punkte? Nach dem vorletzten Spieltag in Obernfeld bzw. Eberstadt haben sich SV Eberstadt und RV Gärtringen scheinbar oben abgesetzt. Die bisherigen Mitbewerber RVS Obernfeld und SV Ehrenberg haben an diesem Wochenende vorentscheidende Niederlagen hinnehmen müssen. Einen optimalen Heimspieltag legte SV Eberstadt aufs Parkett und mit dem Zugewinn von 12 Punkten wurde die Leader-Position zurückgeholt. Gegen die offensivstarken Youngster aus Stein legte SV Eberstadt mehr Wert auf die Abwehr und hatte damit beim 2:0-Sieg auch Erfolg. Auffallend war an diesem Spieltag, daß speziell in der 1. Halbzeit bei Eberstadt in 4 Spielen nur ein Gegentor zugelassen wurde. Hier wurde also die Basis des Erfolgs gelegt. Das eine Tor schaffte LRV Cottbus beim 1:4 vor dem Seitenwechsel, ehe SV Eberstadt weiter zum 9:1 zulegte. Das Spiel der Spiele in Eberstadt war die Begegnung des Heimteams gegen den Titelverteidiger SV Ehrenberg. SV Eberstadt war zu diesem Zeitpunkt in der besseren Ausgangslage, denn zum einem hatte man ohnehin einen 5-Punktevorsprung in der Tabelle und zum anderen war das Nervenkostüm bei SV Ehrenberg angeknackt. Die Thüringer handelten sich nämlich im Spiel vorher gegen RSG Ginsheim eine gelb/rote Karte für Rico Rademann ein, als das Team bei 2:3-Rückstand ca. 20 Sekunden vor Schluß verbal sich nicht mehr im Griff hatte. Neben der folgenden 0:5-Wertung kam dann gegen SV Eberstadt eine weitere Niederlage mit 2:3 Toren hinzu. Mit dem klaren 6:1 über KSC Leipzig war klar, daß SV Eberstadt die Tabellenführung von RV Gärtringen zurückgeholt hat, denn diese hatten in Obernfeld beim Parallelspieltag nur 3 Matches auf dem Programm. Der Deutschlandpokalsieger hatte sich auf enge Spiele eingestellt und spielte erfolgsorientierten abgezockten Radball. Gegen die Abstiegsaspiranten RSV Zscherben und SV Nordshausen gab es sogar 0:1-Rückstände. RSV Zscherben war zwar optisch spielbestimmend, machte dann aber mit zunehmender Spieldauer bei nachlassender Konzentration leichte Fehler, die RV Gärtringen eiskalt zu Gegentreffern ausnutzte. SV Nordshausen schaffte bis zur Halbzeit ebenso wie vorher RSV Zscherben ein 1:1 und hätte eigentlich einen Punkt verdient. Aber RV Gärtringen war dann doch siegreich, weil Christian Gallinger bei einem Angriff Uwe Berner im Gärtringer Tor mit einem Flachschuß überraschen wollte, dieser jedoch sein Vorderrad nicht anhob und den abgeprallten Ball schob Matze König dann locker ins leere Nordshauser Tor. Die absolute Konzentration Gärtringens lag ohnehin auf das Spiel gegen RVS Obernfeld in deren Halle mit frenetischem Publikum im Rücken. Immer wieder die Anfeuerung „Stahlroß – kämpfen“, aber Berner-König gingen 2:0 in Führung, die Obernfeld bis zur Halbzeit nur auf 1:2 verkürzen konnte. Der Knackpunkt des Spieles war die 10. Spielminute, als RVS Obernfeld per 4-Meter-Ball den Ausgleich vor Augen hatte. Andre Kopp knallte den Ball in Richtung hinteres Dreiangel, aber Keeper Berner zog sein Hinterrad hoch und lenkte den Ball hinter der Torauslinie an die Hallendecke. Aus dem folgende Eckball schaffte Berner per Alleingang das vorentscheidende 3:1 und damit die Grundlage zum letztlich sicheren 4:2-Erfolg. Damit haben SV Eberstadt und RV Gärtringen die Teilnahme an der Final-Five-Serie und DM-Finale sicher. RVS Obernfeld kann mit dem Zugewinn von 9 Punkten an diesem Heimspieltag nur noch theoretisch abgefangen werden. Aber was waren das für schwere 9 Pluspunkte ! Bei den 2:1-Siegen über SV Nordshausen und RC Oberesslingen waren die Gegner auf Augenhöhe. Im Angriff kam Andre Kopp nicht zur Geltung und Manuel hatte sich mit Pfostenschüssen angefreundet. Die Waffe Eckbälle blieben wirkungslos. Speziell gegen RC Oberesslingen war es ein typisches remis-Spiel, aber hier war das Glück bei Obernfeld, denn das 2:1 fiel 2 Minuten vor Spielende, als Andre Kopp einen Schlenzer aus 8 Metern Entfernung über alle Köpfe hinweg ins Dreieck zirkelte und beim 1,90 Meter-Riesen Max Bläsi die ausgestreckte Hand um 2 cm zu kurz war. Die Mladys vom RMC Stein haben bei den Niederlagen gegen SV Eberstadt und SV Ehrenberg ihre momentanen Grenzen aufgezeigt bekommen, aber immerhin ihre Pflichtpunkte gegen LRV Cottbus und KSC Leipzig souverän geholt. Damit konnte der wichtige 5. Rang gegenüber RSG Ginsheim verteidigt werden. Diese holten auch ihre 6 Pluspunkte, hätten zwar wahrscheinlich auch ohne den Platzverweis gegen SV Ehrenberg die Punkte geholt, wurden jetzt durch die 5:0-Wertung in der Tordifferenz noch gefördert. Aber wenn die RSG Ginsheim wie gegen KSC Leipzig (schon zur Halbzeit 2:4) im Rückstand liegt, dann hat das Team Schwierigkeiten, bei fehlender Durchschlagskraft ein Spiel noch umzubiegen.

Im Kreis der Abstiegskandidaten war der RSV Waldrems der große Gewinner. Mit dem Zugewinn von 7 Punkten hat man nun wieder den rettenden 9. Platz erreicht. Seit Jahren im Abstiegskampf erfahren, machte RSV Waldrems in Obernfeld einen starken Spieltag. Nach dem sicheren 7:3 über RC Oberesslingen (nur mit Eckbällen war RC Oberesslingen erfolgreich) und der anschließenden Niederlage gegen RVS Obernfeld war es Thorsten Schneider, der im Spiel gegen RSV Zscherben den „goldenen Punkt der Saison“ für sein Team markierte. RSV Zscherben war trotz der sicherlich eingeplanten Niederlage gegen RV Gärtringen gut drauf und schoß RC Oberesslingen mit 7:1 Toren von der Fläche. Im Schlüsselspiel gegen den Abstieg führte RSV Zscherben 14 Minuten lang, hielt die 4:3-Pausenführung auch über die komplette 2. Hälfte. Selbst 2 Eckbälle in den beiden Schlußminuten wurde nicht aufs Tor geschossen, sondern Ballbesitz war wichtiger. Dann passierte 5 Sekunden vor Spielende ein bitterer und folgenschwerer Lapsus. Statt den Ball vielleicht über die Seitenlinie zu schießen, wollte Oliver Uhlirsch trotz mit beiden Spielern angreifenden Waldremsern in Ballbesitz bleiben und kam bei einer Drehung zu Fall. Den folgenden Freischlag aus 6 Metern Entfernung etwas seitwärts vom Mittelpunkt verwandelte Thorsten Schneider vorn halbe Höhe gegen den Innenpfosten zum 4:4. Oliver Uhlirsch war untröstlich, denn damit waren gegenüber RSV Waldrems 3 Punkte mit diesem einen Schlag verspielt. RC Oberesslingen hätte hier in Obernfeld bereits den Klassenerhalt feiern können. Aber was waren das für Spiele gegen RSV Waldrems und RSV Zscherben! Die in dieser Saison wahre Klasse wurde dann endlich gegen SV Nordshausen und RVS Obernfeld sichtbar. Mit dem 2:2 gegen SV Nordshausen wurde der Abstand zu den Nordhessen wenigstens gewahrt. Ebenso wie RSV Waldrems hat RC Oberesslingen am letzten Spieltag noch das „Bonusspiel“ gegen LRV Cottbus vor der Brust und mit diesem Dreier sollte die Sache sicher sein. Aber was heißt hier 3 Punkte-Bonus ? Das hat jetzt KSC Leipzig zu spüren bekommen. LRV Cottbus hat sich mit 5:4 Toren den 2. Saisonsieg erkämpfen können. Das hat zwar nicht mehr für den Aufsteiger LRV Cottbus zur Rettung gereicht, aber es war immerhin noch einmal ein Achtungszeichen. Zu mehr reicht einfach auch die Kraft nicht, Cottbus ist definitiv der 1. Absteiger. Diese 3 Punkte hätten aber auch KSC Leipzig gut zu Gesicht gestanden, denn bei der sehr schlechten Tordifferenz sind es nur 4 Punkte zu RSV Zscherben und das ist bei noch 4 ausstehenden Spielen kein Ruhekissen. Bei SV Nordshausen hat es zwar spielerisch in Obernfeld geklappt, aber es fehlten die Punkte. Nur ein Pluspunkt war zu wenig und nun droht am letzten Spieltag am 02.06.12 in eigener Halle bei Gegner wie Spitzenreiter SV Eberstadt der direkte Abstieg in die 2. Liga und zudem ein möglicher Abschied vom ältesten aktuellen Bundesligaspieler Christian Gallinger, der in Radballrente gehen möchte.