Radpolobericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

  

Der Titel ist zurück in der „Heimat“ Etelsen

In der Meisterrunde Radpolo der Frauen stand der Finalneuling Reideburger SV I (Stefanie Hedler – Kristin Hesselbarth) einer Übermacht von 4 Mannschaften aus Niedersachsen gegenüber. Diese waren natürlich Favoriten für die Medaillenvergabe. Zunächst ging es in der Meisterrunde um die Plätze 1 und 2, die berechtigt sind, das Finalspiel um den Titel zu bestreiten. Entgegen dem Reglement im Radball gibt es hier kein separates Spiel um Bronze.

Das Finale bestritten der Vizemeister 2011 vom RV Etelsen (Anika Müller und Claudia Liesau) gegen den Niedersachsenpokalsieger RKB Halle (Geschwister Anja Bredemeier und Andrea Meyer) im Hauptprogramm. Favorit war RV Etelsen, das in der Meisterrunde schon mit 4:0 Toren sicher dominiert hatte. Den Damen aus Halle merkte man eine gewisse Nervosität an, aber die Zuschauer motivierten mit „Halle“-Sprechchören. Absolut auf Sicherheit bedacht, spielte RV Etelsen durch die Routine der Meisterspielerin Anika Müller auf „zu 0“. Gefördert wurde dieses Rezept durch das früher 1:0 nach 65 Sekunden durch Claudia Liesaus Schuß vorn oben ins Dreieck. RKB Halle spielte wesentlich schneller, aber an der den Raum abdeckenden Anika Müller kamen sie kaum vorbei. Aufregung dann, als ein klarer Vorteil für RKB Halle, der zum Tor führte, abgepfiffen wurde. Kritisch für RV Etelsen eine Minute vor Halbzeit, als RKB Halle einen 4-Meter-Ball bekam. Mit tollem Reflekt wehrte Anika Müller den Ball zur Ecke ab. Aus dem daraus folgenden abgewehrten Eckball machte Anika Müller mit Weitschuß das 2:0, zur Pause schon eine gewisse Vorentscheidung. Mit neuem Schwung kam RKB Halle in die 2. Hälfte und hatte nach 2 Minuten eine Riesenchance, aber der Ball ging knapp am Tor vorbei. Die Strafe folgte 3 Minuten vor Schluss, als Anika Müller mit enger Ballführung beide Haller Spielerinnen auf sich zog und quer durch den Strafraum zu Partner Liesau spielte, die keine Mühe zum 3:0 hatte. RKB Halle mußte nun Risiko gehen und prompt fing Anika Müller einen Paß ab und machte das 4:0. Die Entscheidung um den Titel war lange gefallen, als doch noch einmal Zittern angesagt war, denn beim 1:4 bekam Claudia Liesau den harten Poloball voll aufs Auge. Sie mußte lange vom Sanitätsdienst versorgt werden, ehe sie doch weiterspielen konnte. Mit dem Schlusspfiff bekam RKB Halle zwar noch einen 4-Meter-Ball, der jedoch verschossen worden ist. Nach dem 2. Platz im Vorjahr hat sich Anika Müller den Deutschen Meistertitel mit der noch 19-jährigen Claudia Liesau zurückgeholt. Für RKB Halle mit Silber ein stolzer Erfolg und noch einmal das Treppchen für den entthronten Titelverteidiger RKB Frellstedt (Marina Finster und Petra Piecha).

Bei der Siegerehrung stellte sich heraus, daß es offensichtlich in Frellstedt schwache Männer gibt. RV Etelsen und RKB Halle wurden von ihren männlichen Anhängern vom Treppchen geholt. Bei RKB Frellstedt übernahm es Marina Finster, ihre Partnerin Petra auf die Schulter zu nehmen. Hier am Treppchen gab es noch einen emotionalen Moment. Mit Tränen in den Augen verabschiedete  die Viertplatzierte Jennifer Kopp ihre langjährigen Partnerin Anna Meseke, die dem Radpolosport ade sagt, und dankte für viele Jahre erfolgreiche Partnerschaft mit einem Präsent.

In der Meisterrunde waren schnell die Weichen für die Favoriten gestellt. Titelverteidiger RKB Frellstedt besiegte klar RVS Obernfeld und RV Etelsen machte es ähnlich wie später im Finale gegen RKB Halle mit kompakter Deckungsarbeit. Reideburg scheiterte klar an RVS Obernfeld und RKB Halle besiegte im Schlüsselspiel RKB Frellstedt mit 5:3 Toren, wobei man ständig aus einer Führung agieren konnte. Der Wettbewerb hätte kippen können, denn RV Etelsen vergab gegen den Reideburger SV eine 2:0-Führung zum 2:2-Pausenstand. Anfang der 2. Hälfte hätte das Spiel zugunsten von Reideburg kippen können, denn Stefanie Hedler fuhr mit Ball frei durch und wurde von Claudia Liesau mit einem groben Foul vom Rad geholt (verletzte sich dabei selbst). Die gelbe Karte und 4-Meter-Ball war die Folge, aber Reideburg nutze diese Chance nicht zur Führung. So ging über ein 4:4 zwischenzeitlich das Spiel doch noch an RV Etelsen. Auch RVS Obernfeld hatte sein Schlüsselspiel – gegen RKB Halle. Die denkbar knappe 2:1-Halbzeitführung schaffte RKB Halle unbeschadet über die 2. Hälfte zu retten und damit war der Weg für RKB Halle geebnet, sofern RKB Frellstedt nicht das letzte Spiel gegen RV Etelsen gewinnt, denn dann wäre RKB Halle dank der schlechteren Tordifferenz auf Rang 3 gelandet. Aber RV Etelsen behielt mit 5:2 Toren die Oberhand und ging ohne Punktverlust ins Finalspiel.