Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

  

DM-Trikot an SV Ehrenberg, WM-Tickets an RSG Ginsheim

6 der 10 Spiele der Meisterrunde endeten unentschieden, weitere 3 nur mit einem Tor Unterschied. Enger kann keine Deutsche Meisterschaft im Radball sein. Am Ende jubelte allein Titelverteidiger SV Ehrenberg, denn Rico Rademann und Mike Pfaffenberger hatten bei ihrer Heim-DM in Thüringens Hauptstadt Erfurt ihren 2. gemeinsamen DM-Titel gewonnen. Weltmeister RV Gärtringen Uwe Berner und Matthias König kann jetzt auch sportlich seinen Titel in Japan nicht verteidigen, vor allem ging der große  Traum, endlich Deutscher Meister im 2er Radball zu sein, daneben. RSG Ginsheim (Roman Müller und Marco Rossmann) hat sich für die WM in Kagoshima im BDR-WM-Ranking endgültig qualifiziert, jedoch blieb ihnen, obwohl ungeschlagen, nach heftigen Regeldiskussionen „nur“ das Spiel um Rang 3. RVS Obernfeld (Andre und Manuel Kopp) schrammten erneut an einer Medaille vorbei und ein Platz im Weltcup 2012 blieb ihnen auch verwehrt. RMC Stein (Bernd und Gerhard Mlady) verfehlten bei ihrem Meisterschaftsdebut ein angestrebtes Medaillenspiel.

Absolute Spannung im 10. und letzten Meisterrundenspiel zwischen RV Gärtringen und RSG Ginsheim. SV Ehrenberg hatte 6 Punkte und 18:17 Tore vorgelegt. Bei einem remis hätten auch RV Gärtringen und RSG Ginsheim diese 6 Punkte auf dem Konto. Bis 3:3 hätte Ehrenberg gegenüber Ginsheim mehr Tore geschossen, bei 4:4 gäbe es wie am Vortag in der Aufstiegsrunde Gleichstand und ab 5:5 hätte Ginsheim mehr Tore geschossen und wäre gemeinsam mit Gärtringen im Finalspiel. Das Spiel endete 2:2 und plötzlich gab es Aufregung im Ginsheimer Lager, denn man erinnerte daran, daß bei einer Meisterschaft bei Punktgleichheit um den Titel die direkten Spiele gewertet werden und da wäre das Finalspiel RSG Ginsheim gegen SV Ehrenberg gewesen (Ehrenberg 8:8 Tore, Ginsheim 7:7 Tore und Gärtringen 5:5 Tore, alle 2 Pluspunkte). Die Jury entschied, daß für die Platzierungsspiele die Tabelle der Meisterrunde zählt.

Für die RSG Ginsheim war zunächst die Devise, sportlich die WM abzusichern und hierfür war Platz 4 erforderlich, also war ein Sieg über RMC Stein Pflicht. Entsprechend konzentriert waren die Hessen über weite Strecken des Spiels, erst am Ende wurde es mit 5:4 knapp. Das 1. Gipfeltreffen der Titelkandidaten RV Gärtringen und SV Ehrenberg brachte zunächst den Weltmeister 1:0 nach 2 Minuten in Führung, jedoch wendete Ehrenberg das Spiel zur 2:1-Pausenführung. Spannung pur blieb bis zum Schluss, das leistungsgerecht 3:3 endete. Mit 3 verwandelten Eckbällen führte RVS Obernfeld gegen RMC Stein 3:1, dennoch schaffte das jüngste Team im Feld aus Stein gegen das Abwehrbollwerk Obernfeld mit Schnelligkeit und Technik die Wende zum eigenen 4:3-Dreier. Schon nach 10 Sekunden schien das Spiel für die RSG Ginsheim gegen SV Ehrenberg mit dem 0:2-Rückstand verloren zu sein. Jedoch die in den letzten Monaten gewonnene Ruhe brachte die Südhessen wieder heran und schon zur Pause war mit 3:3 der Ausgleich erreicht. Das 5:5 am Ende war für Ginsheim mit dem 4. Pluspunkt wertvoller zu diesem Zeitpunkt. Die spektakulärste Szene gab es nach dem Halbzeitpfiff im Spiel RV Gärtringen gegen RVS Obernfeld, denn Matthias König schaffte per Freischlag aus 7 Metern an der Seitenbande per Flachschuss die 2:1-Führung. Aber trotzdem reichte es nicht zum Sieg, denn wie in den letzten Spielen kam Gärtringen gegen Obernfeld im Angriff kaum durch. Mit 2:2 warten beiden Teams noch auf den ersten Tagessieg. Den holte sich anschließend der Meister 2010 aus Ehrenberg mit 5:4 Toren über RMC Stein, es war kein Klassenunterschied sichtbar, nur Ehrenberg war bei der Nutzung der Chancen abgezockter. RSG Ginsheim hätte gegen RVS Obernfeld das Finalspiel perfekt machen können und war nach 14 Minuten Spielzeit bei 4:3-Führung eigentlich durch. Jedoch hatte Obernfeld noch einen Freischlag aus 7 Metern etwas seitlich des Mittelpunktes und Andre Kopp verwandelte gegen den hinteren Innenpfosten zum 4:4, Wahnsinn! Im letzten Block RV Gärtringen (bis dahin 2 Punkte) gegen RMC Stein (3 Punkte letztes Spiel). Für beide alles oder nichts. Gärtringen führt zur Pause 2:0, aber Stein bekommt die 2. Luft, verkürzt auf 1:2 und ist drauf und dran, den Ausgleich zu schaffen. Mit 2 Treffern in der Schlußminute, als Stein aufgibt, macht Gärtringen mit 4:1 den Sack zu, 2 leichte Tore, die am Schluss der Meisterrunde wertvoll waren. Nun waren Gärtringen, Ginsheim und Ehrenberg mit je 5 Pluspunkten vorn, Obernfeld konnte da auch noch hinkommen, ein Sieg mit 3 Toren Differenz über Ehrenberg konnte sogar theoretisch (falls im letzten Spiel es einen Sieger gibt) noch das Finalspiel bringen. Mit 2:0 ging Obernfeld nach 3 Minuten tatsächlich in Front und brachte mit 3:2 zur Pause den Titelverteidiger ins Schwimmen. In der 2. Hälfte ging die Dominanz über zu Ehrenberg, das mit 5:4 schon wie der sichere Sieger aussah, jedoch der Wille der Eichsfelder brachte doch noch das 5:5, wenigstens die rote Laterne wurde mit diesem 3. Pluspunkt verhindert. Von der folgenden Punkteteilung zwischen Ginsheim und Gärtringen und der anschließenden Diskussion war schon die Rede.

Im „kleinen Finale“ um Rang 3 zwischen Ginsheim und Obernfeld brachte Marco Rossmann mit 2 Treffern und einem Gegentor durch Manuel Kopps Dreieckknaller sein Team mit 2:1 zur Pause in Führung. Eine Fehlabsprache bei Ginsheim nach dem Wiederanspiel zur 2. Halbzeit ermöglichte Manuel Kopp das leichte 2:2 und seine Einzelleistung sogar das 2:3 innerhalb von 50 Sekunden. Per Eckball markiert Rossmann wieder den Ausgleich zum 3:3 und nach dem berühmten Rossmann-Kreisel wird Roman Müller freigespielt, der ins fast leere Tor zum 4:3 verwandelt und das 4 Minuten vor Schluss. Außer einem Pfostenknaller von Andre Kopp ändert sich in diesem Spiel nichts mehr. RSG Ginsheim fährt wie im Vorjahr RV Gärtringen mit einer Bronzemedaille im Gepäck zur WM. RVS Obernfeld ist nach dem Verzicht der anderen Bewerber die deutsche Reservemannschaft.

Das Finale zwischen Ehrenberg und Gärtringen wurde mit Spannung erwartet. Beide Teams haben sich durch einen Tagessieg jeweils gegen RMC Stein in dieses Finale „gerettet“. Berner und König wollen nach dem Vizetitel 2009 (gegen RSV Zscherben) nun endlich ihren letzten noch fehlenden Titel holen. Entsprechend dominant sind sie in den 3 ersten Minuten, jedoch das Führungstor fehlt. Das schafft Mike Pfaffenberger, als er Matthias König versetzt, nach innen zieht und sofort abzieht. Der Ball schlägt in Kopfhöhe von Uwe Berner im Tor ein. Die Ausgleichschance: 4-Meter für Gärtringen. Rico Rademann reißt sein Hinterrad nach oben und wehrt ab. Kurze Zeit später erneut eine spektakuläre Abwehr, als er sich nach hinten hechtet und den Ball aus dem oberen Winkel kratzt. Die 1:0-Pausenführung für Ehrenberg ist wertvoll. Die Entscheidung schafft Pfaffenberger, der binnen 60 Sekunden zweimal in Abgaben von Uwe Berner fährt und zum 2:0 und 3:0 einlocht. Gärtringen merkt, daß die Chancen schwinden, Uwe Berner sieht gelb wegen Reklamierens, hält 3 Minuten vor Schluss sein Team mit einem parierten 4-Meter-Ball zwar noch im Rennen, jedoch die Zeit läuft davon. Rico Rademann pariert spektakulär einen weiteren Hammer von Matthias König und der Titel wird perfekt mit einem verwandelten Eckball zum 4:0 durch Rico Rademann knapp 2 Minuten vor Schluss. Die Sache war gelaufen und die restliche Spielzeit ging im Thüringer Jubel unter.