Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

RC Worfelden schafft das „Wunder von Krofdorf“: Deutscher Meister

Die 35. Deutsche Meisterschaft seit 1977 im 5er Hallenradball geht in die Geschichte ein. Nicht nur, weil das DM-Finale traumhaft spannend war, sondern weil es eine Sensation ohne Beispiel (Aufsteiger, DM-Debut und sofort der Titel) mit dem Sieger RC Worfelden gab. Damit hatte der RC Worfelden eine schier endlose Serie seit 1989 erstmals durchbrochen, in denen die Deutschen Meister nur von 3 Vereinen gestellt wurden: RV Gärtringen, RVW Naurod und RSV Waldrems. Der Star ist die Mannschaft und zum 1. Male in der 5er Geschichte hat ein Verein den Titel geholt, der keinen Erstligaspieler im 2er Radball in seinen Reihen hatte. Zum 6. Male hat der RTK Krofdorf das Finale ausgetragen (Rekord) und der Verein zählt zu den Gründungsmitgliedern des 5er Sports. Hier wurden Regeln und Modalitäten mit erdacht, nur bei dieser Heim-DM fehlte ein Team des Ausrichters, das in der Bundesliga mit Rang 7 gescheitert war.

Vor stimmungsvoller Kulisse standen die ersten Spiele in Krofdorf im Zeichen der Topp-Favoriten RSG Ginsheim als ungeschlagener Staffelsieger 2011 und RV Gärtringen, der 11-fache Rekordmeister, der entgegen dem letzten BL-Spieltag nun mit den Bundesliga-Assen Weltmeister Uwe Berner und Rekord-5er-Meister Gunther Schmid an den Start ging. Angetrieben von Roman Müller holte die RSG Ginsheim mit 2:1 Toren den „eingeplanten“ Dreier gegen RC Worfelden und RV Gärtringen hatte gegen RC Oberesslingen beim 3:0-Erfolg überhaupt keine Probleme, allerdings mußte der RC Oberesslingen im Finale auf 2 seiner Stammspieler mit Max Bläsi und Simon Mannes verzichten. Mit dem folgenden 3:0 des RC Worfelden gegen den anderen DM-Neuling RVS Obernfeld, das bereits zur Halbzeit Bestand hatte, meldeten sich die Südhessen zu Wort, im Kampf um „Bronze“ mitreden zu wollen. Auch die RSG Ginsheim holte gegen den RC Oberesslingen mit 3:0 den Pflichtsieg zum angepeilten Titelgewinn. RV Gärtringen legte mit dem sicheren 5:1 über RVS Obernfeld nach, also waren die beiden Titelaspiranten schon mit 6 Pluspunkten vorn. Mit  Blickrichtung Bronzemedaille setzte sich der RC Worfelden gegen RC Oberesslingen selbst unter Druck. 0:1-Rückstand zur Pause durch das erste Oberesslinger Tor in diesem Finale per Kopf durch Stefan Mannes und der RC Worfelden zeigte Nerven, Pfosten, Latte standen im Wege und selbst ein 7-Meter-Ball wurde vergeben. Quasi mit dem letzten Angriff wurden die Mühen von RC Worfelden mit den Ausgleich durch Markus Süß belohnt, ein wertvoller Punkt für Edelmetall gegenüber RC Oberesslingen und RVS Obernfeld zu diesem Zeitpunkt.

Mit dem Spiel RVS Obernfeld gegen die RSG Ginsheim bekam das DM-Finale unerwartet eine Wende. Der DM-Neuling aus Niedersachsen legte in der 1. Hälfte das 1:0 vor und verteidigte clever, hatte also seine Lehren aus der BL-Runde gezogen, als sogar eine 2:0-Führung bei der 2:4-Niederlage nicht reichte. Jetzt stürmte die RSG Ginsheim vehement, aber der Ausgleich wollte nicht fallen, die 1. Saisonniederlage der Männer vom Altrhein war perfekt, für RVS Obernfeld war mit dem Dreier wieder eine Medaille drin. War nun der Weg frei für den Titelverteidiger RV Gärtringen ? Eigentlich sollte man vor dem RC Worfelden gewarnt sein, denn diese hatten die BL-Partie mit 3:1 Toren gewonnen. Voll konzentriert und ohne Scheu vor großen Namen verschaffte sich der RC Worfelden zur Pause eine 2:1-Führung und in einem „Traumspiel“ rettete die Truppe den Vorsprung über die Zeit, die Medaille war damit perfekt und die Spieler lagen sich jubelnd in den Armen. An Gold dachte zu diesem Zeitpunkt noch niemand, denn für alle 7 Spieler war es die allererste DM-Medaille.

Nur noch um die Plätze 4 und 5 ging es dann zwischen RVS Obernfeld und RC Oberesslingen. Mit dem am Ende deutlichen 6:2-Erfolg verwies der RVS Obernfeld den Gegner aus Württemberg auf Rang 5, eine Platzierung für den RC Oberesslingen, die schon fast Tradition hat (bei der 7. DM-Teilnahme zum 6. Male auf Platz 5). Eine kleine theoretische Chance auf DM-Bronze hatte sich der RVS Obernfeld geschaffen, denn der RV Gärtringen mußte im finalen Spiel gegen die RSG Ginsheim eine Niederlage mit 5 Toren Differenz bekommen. Dieses mit Spannung erwartete Finale um den Titel (der Sieger ist Meister) hatte noch eine zusätzliche Brisanz, bei einem remis sind beide Teams sowie der  RC Worfelden alle bei 7 Punkten gleichauf. Nach dem Reglement wurden dann die Ergebnisse untereinander gewertet und hier hatte der RV Gärtringen die schlechtesten Karten. Die RSG Ginsheim wollte nun im 9. Anlauf seit 2002 endlich die DM-Trikots haben und ging auch in der 1. Hälfte mit 1:0 in Front. Spannung pur in allen Lagern, reicht es oder nicht? Dann passierte 110 Sekunden vor Schluss doch der 1:1-Ausgleichstreffer für RV Gärtringen, irgendwie ein Schock für die RSG Ginsheim.

Es gab das Entscheidungsspiel zwischen der RSG Ginsheim und RC Worfelden über 2 x 5 Minuten, kein Team wollte den entscheidenden Fehler machen und so trennten sich die Teams schon fast logisch 0:0, das 7-Meter-Schießen war fällig.

Hier wollte die RSG Ginsheim eine taktische Variante zum Erfolg nutzen, denn Roman Müller wechselte jetzt ins Tor für den sonstigen Stammkeeper Marco Müller. Das Los entschied als 1. Schützen RC Worfelden und Martin Thill verlud Roman Müller mit einem Schuss hinten flach zum 1:0. Cooler gings nicht und zudem brachte es zusätzliche Motivation. Ginsheims Schütze Lars Meierle zeigte Nerven und vergab. Markus Ludwig für RC Worfelden verwandelte zum 2:0, also mußte der nächste Ginsheimer Schütze Christoph Hau treffen. Aber er verschoss und damit waren Holger Diehl im Tor, Martin Thill, Markus Ludwig, Sebastian und Florian Reichert, Markus Süß und Martino Cardamone Deutscher Meister 2011 im 5er Hallenradball. Wahrlich eine Sensation. Für die RSG Ginsheim blieb zum 5. Male „nur“ Silber.