Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

Belgien wieder erstklassig

Der „Betriebsunfall“ von Winterthur ist repariert, Belgiens Top-Mannschaft hat im Spiel gegen Kroatien die Zugehörigkeit zur A-Gruppe zurückgeholt. Aber Baudu-Deuvaert taten sich schwerer als erwartet, denn das Verlegenheitsteam aus Kroatien wehrte sich lange Zeit, aber sie waren sofort nach 5 Sekunden im Rückstand und mit dieser Konstellation konnte das nicht eingespielte Team Posedi-Kraljic nicht gewinnen, aber mit 3:5 zog man sich erhobenen Hauptes aus dem Geschehen, für den 17-jährigen Ersatzspieler ein Riesenerlebnis, diese WM.

Endrunde: Österreich stolpert über das Reglement

Vorrundensieger Österreich, Tschechien und Deutschland hatten sich für die Endrunde qualifiziert. Zunächst traf Österreich auf Tschechien und zeigte weiterhin die tolle Form der Vorrunde, in der sie diesen Gegner mit 2:0 Toren besiegt hatten. Nach 5 Minuten führte das Team aus Höchst wieder 2:0 und mit diesem Vorsprung im Rücken konnte man aus der Abwehr heraus auf den Gegner warten, der nur auf 1:2 bzw. 2:3 verkürzen konnte. Die Entscheidung fiel zwischen der 11. und 12. Spielminute , als Österreich zum 5:2 davonzog und nur noch Hason verkürzen konnte. Österreich stand schon mit einen Bein im Finale. Der nächste Gegner ist Deutschland und beim remis wäre das Finale perfekt gewesen. Hier spielten Abel/Heß die beste Halbzeit dieser WM, denn Traumpässe und ein Solo von Heß brachte die 5:1-Pausenführung. In der 2. Hälfte versuchte Deutschland, das Ergebnis zu halten, man riskierte nichts mehr nach vorn und Österreich konnte nur noch auf 3:5 verkürzen. Damit hatte Österreich den Wettbewerb der Endrunde mit 8:8 Toren bei 3 Pluspunkten beendet, ein sehr gefährlicher Endstand, denn im letzten Spiel der Endrunde konnten die Kontrahenten aus Deutschland und Tschechien gemeinsam vorbeiziehen, sofern Tschechien mit 2 Toren Differenz gewinnt und dabei mehr als 3 Tore schießt. Hier ging Deutschland zwar 1:0 in Führung, aber die Standards brachten wieder einmal die Wende zugunsten der Tschechen, die aus 4 Eckbällen 3 Tore markierten und 2.20 Min. vor Schluß sogar 6:3 in Front lagen. Als nach Querpaß von Abel, Christian Heß das 4:6 erzielte, hielten die Hechtsheimer den Ball, denn nun war man bei 9:9 Toren, also hatten sie ein Tor mehr geschossen und die Tschechen ebenfalls. Riesenenttäuschung im Lager Österreichs, denn wieder war es nichts mit der ersehnten Goldmedaille – eine Nation, die noch nie Radball-WM war – und es wäre bei der Heim-WM doch so schön gewesen!

Im absoluten Finale standen sich nun Tschechien und Deutschland, das während dieser WM den Glücksfunken oftmals auf seiner Seite hatte, zum 3. Male gegenüber. Nach 5:8 und 4:6 sollte nun mit einem Sieg der 3. WM-Titel mit einem Sieg geholt werden. Schon nach 20 Sek. Nutzte Hason einen Deckungsfehler von Abel zur Führung. Dieser glich mit einem fulminanten Schuß ins Dreieck aus und ein überraschender Antritt mit mutigem Flachschuß brachte sogar das 2:1 durch Heß. Aber auf ihre Ecken können sich die Tschechen verlassen, denn Hason erzielte das 2:2. Unmittelbar vor der Halbzeit hatte Deutschland zweimal diese Eckballchance, die vergeben wurden. Es war noch alles drin, die Spannung war auf dem Sidepunkt. Nach 50 Sekunden versucht Heß wieder einen Überraschungsantritt, aber sein Schuß prallt am „Eisschrank“ Hrdlicka ab und Hason verwandelt ins leere Tor zum 3:2. Die Antwort gibt erneut Abel, dessen Schuß etwas glücklich vom Körper Hrdlickas ins Tor prallt. Wieder eine Ecke bringt Tschechien 4:3 in Vorteil und Heß verpasst eine Riesenchance, als er aus 4 Metern verzieht. Die Vorentscheidung fällt 3 Minuten vor Spielende, als die Zeit weiterläuft und die Tschechen die Ausführung eines Freischlags verzögern. Diese Unkonzentriertheit nutzt Hrdlicka mit einem Hammer am verdutzten Heß vorbei ins vordere Dreieck zum 5:3. Nun musste man Risiko gehen und die Tschechen zu Torschüssen verleiten, aber diese Chance ließ sich Hason nicht nehmen und hämmerte zum 6:3 ins Netz. Noch ein gelungener Spielzug von Abel/Heß zum 4:6, aber mehr war in den beiden letzten Minuten nicht mehr drin. Abel-Heß waren in ihrer letzten WM Vize-Weltmeister und können mit dieser Leistung absolut stolz sein. Gewonnen hat mit Radim Hason und Jiri Hrdlicka aus Svitavka – in dieser Besetzung erstmals – nach 2004 wieder Tschechien. Ein Team, das man sicher nicht zu den Top-Favoriten vor dieser WM gezählt hatte. Aber wer 3 mal gegen den deutschen Titelverteidiger gewinnen kann, der ist verdient Weltmeister 2008. Nach so viel Nervenkämpfen ist der Gewinn der Silbermedaille für Abel-Heß ein „Sieg der Moral“ und ein Titel ging doch noch an dieses Team: Christian Heß wurde Torschützenkönig der WM mit 27 Treffern vor Hason mit 26 Toren.